Das therapeutische Konzept
Chronisch krank zu sein bedeutet für die meisten Menschen, dass Gestaltungsspielräume der persönlichen Lebensplanung stark eingegrenzt werden. Die individuellen Bedürfnisse nach Interessenbildung, Persönlichkeitsentwicklung und Sinnfindung können von psychisch kranken Menschen nur unter erschwerten Bedingungen ausgelebt werden. Viele Betroffene erlebten Brüche in sozialen Beziehungen, frühere Lebensbereiche gingen verloren oder wurden ersetzt durch solche, die unmittelbar mit der Krankheit in Verbindung stehen. Viele Bewohner dieses Hauses haben schon eine regelrechte Odyssee durch die psychiatrischen Institutionen hinter sich. Die Erfahrungen dort hatten – wie die Krankheit selber - einen großen Einfluss auf die Entwicklung dieser Menschen. Alle diese Erlebnisse prägen die Persönlichkeit unserer Bewohner. Wir sind uns dessen bewusst und achten und respektieren dies. Zugleich stellt es an uns auch die Herausforderung, möglichst viele Aspekte aus den „gesunden“ Lebensabschnitten unserer Bewohner kennen zu lernen, um ein umfassendes Gesamtbild zu erhalten. Es ist uns wichtig, die Fähigkeiten und Interessen unserer Bewohner zu entdecken und so intensiv wie möglich zu fördern.
Neben der regelmäßig von uns durchgeführten Integrierten Gemeinde-psychiatrischen Hilfeplanung (IHP) greifen wir hierbei im Alltag auf zwei sozialpädagogische Methoden und ein ergotherapeutisches Praxismodell zurück. Diese gehen alle drei von der Annahme aus, dass bei chronisch psychisch kranken Menschen große Teile des ureigenen Erfahrungsschatzes verloren gegangen sind. Da dieser jedoch einen elementaren Anteil der gesamten Persönlichkeit ausmacht, ist es umso wichtiger, ihn zu "bergen" und für therapeutische Zwecke zu nutzen.